Der Begriff Stimmtransition bezeichnet die Anpassung von Stimm- und Sprechcharakteristika während der Geschlechtsidentitätsangleichung.
Abgesehen von den rein stimmlichen Merkmalen wie Tonhöhe oder Helligkeit umfasst sie auch andere linguistische Ebenen wie Artikulation oder Pragmatik. Die Veränderung der Stimme ist ein wichtiger Aspekt der Geschlechtstransition, in der es nicht nur darum geht, in der Gesellschaft als Frau bzw. als Mann wahrgenommen zu werden. Ziel ist, die eigene Stimme als Ausdrucksmittel der Persönlichkeit zu nutzen, sich mit ihr zu identifizieren und wohlzufühlen.
In der logopädischen Praxis trifft man hauptsächlich Frauen.
Dies hat den Grund das im Rahmen des Transitionsprozesses die Gabe von Testosteron bei Trans* Männern ein Wachstum des Kehlkopfes bewirkt. In vielen Fällen führt dies zu einer automatischen Absenkung der mittleren Sprechstimmlage in einen männlichen Bereich. Bei Frauen ist dies jedoch nicht der Fall. Ist der Wachstumsprozess des Kehlkopfes während der Pubertät bereits abgeschlossen, wird er sich durch die Hormonbehandlung in Form von Östrogen nicht verkleinern und die mittlere Sprechstimmlage bleibt unverändert. Trans* Frauen sind daher wesentlich häufiger auf die Unterstützung bei der Anpassung ihrer Stimme durch Logopädinnen angewiesen.
Wie bei jeder logopädischen Therapie ist es auch bei der Stimmtransition wichtig, für jeden Klienten einen individuellen, an die Bedürfnisse und Ressourcen angepassten Ansatz zu finden. „Einfach nur höher zu sprechen“ birgt das Risiko einer Fehlbelastung der Muskulatur und kann zu chronischen Stimmproblemen wie z.B. anhaltender Heiserkeit führen.
Durch gezielte Übungen, die eine Flexibilisierung der Muskeln des Kehlkopfes und des Ansatzrohrs bewirken, können eine höhere mittlere Sprechstimmlage, ein hellerer Stimmklang und somit eine weiblichere Stimme erreicht werden.
Neben der logopädischen Behandlung können auch operative Maßnahmen zu einer Erhöhung der Sprechstimmlage führen.
Um einen gesunden Umgang mit der Stimme zu erlernen und funktionellen Stimmstörungen entgegenzuwirken wird jedoch auch vor und nach phonochirurgischen Eingriffen eine logopädische Behandlung empfohlen.
Was können Betroffene tun?
Eine Heilmittelverordnung für die Stimmtransition wird in vielen Fällen von den betreuenden Psychologen ausgestellt. Aber auch über die HNO- und die Hausarztpraxis können Betroffene den Weg in eine logopädische Praxis finden.

